Das war knapp!

von | 19.09.2021 | Demonstration, News | 3 Kommentare

Gestern am 18.09.2021 war es nun endlich wieder soweit: die deutsche Community fand sich in Berlin ein, um für die Regulierung aller Elektrokleinstfahrzeuge ohne Lenkstange auf die Straße zu gehen. Nach unserer Anmeldung der Versammlung im Mai 2021 war die Vorfreude auf allen Seiten groß, endlich wieder für Mikromobilität aktiv zu werben und die Fahrzeuge in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Parallel dazu ging unsere neue Webseite mit frischem Design online und auch das neue Werbematerial bestehend aus Flyer, Aufklebern und Bannern war gepackt.

Neues Werbematerial 2021

Ausdauer ist gefragt

Die für uns immer wieder aufs Neue größte Herausforderung ist es aber, unsere Community zu mobilisieren und zu motivieren, für die ungebrochene Forderung nach einer Legalisierung aller eKF im deutschen Straßenverkehr einzutreten und sich aktiv zu zeigen. Auch eine wochenlange Social Media Werbekampagne kann da nur bedingt helfen. Letztendlich muss jeder immer noch persönlich nach Berlin kommen um für seine Interessen einzutreten. Und so kamen Sie dann aus allen Teilen von Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Tschechien und sogar Schottland um sich gegenseitig zu unterstützen.

Es wird am Ende der berühmte Mix aus allem sein, wenn wir tatsächlich ein Update der eKFV durchs Verkehrsministerium anstoßen können. Deshalb ist es weiterhin wichtig, am Ball zu bleiben, um letztlich mit am Tisch sitzen zu können, wenn es zu einer Gesetzesänderung kommen sollte. Deshalb war es mir auch ein besonderes Anliegen, im Zuge meines Grußwortes zu Beginn der Versammlung noch einmal klar zu vermitteln, dass es nur so gehen kann und wir aktiv mit langem Atem zusammen an einem Strang ziehen müssen. Auch möchte ich an dieser Stelle betonen, dass der Free Hands Ride zwar eine Versammlung mit einer klaren politischen Forderung ist, wir uns jedoch weiterhin zukünftig über jeden Teilnehmer wie z.B. unsere geschätzten privaten E-Scooter Nutzer freuen werden! Es wird nicht alleine gehen für mehr Platz im Straßenverkehr einzutreten sondern nur mit allen Parteien wie Fußgänger, Fahrrad und den vielen weiteren Teilnehmern aus dem Reich der Mikromobilität.

Grußwort Lars Zemke

AK-47 ? Ja nee iss klar.

Bevor wir uns aber aktiv auf die 20 km lange Fahrt durch Berlin begeben konnten, kam es unverhofft zu einem kurzen aber für mich sehr emotionalen Moment. 5 Minuten bevor wir die Versammlung per Grußwort eröffnen wollten kam von Seiten der Polizei der Hinweis: „Bitte achten Sie darauf, dass die Fahrzeuge ohne Lenkstange der Veranstaltung fern bleiben, denn sie sind nicht im Straßenverkehr erlaubt“. Jeder kann sich sicherlich vorstellen wie man sich als Veranstalter fühlt, wenn plötzlich die gesamte Veranstaltung mit einem Fingerschnipps vor dem AUS steht. Sofort war wieder die Diskussion präsent, als wir in Herdecke dann letztlich zu Fuß unsere Versammlung durchführen mussten. Nach meinem Hinweis an den Beamten, dass er sich bitte umschauen möge und fast ausschließlich Fahrzeuge ohne Lenkstange vor der Mercedes-Benz Arena Berlin aufgereiht wären, startete eine interessante Diskussion, die von einem der Herren mit „Ich geh dann mal Kaffee holen“ kommentiert wurde. Das Beispiel von Seiten der Polizei, man könne auch nicht für die Legalisierung einer AK-47 demonstrieren, (Anmerkung: Waffen/Uniformen sind auf Aufzügen generell verboten) nur weil sie nicht zugelassen ist, rundete die Diskussion final ab und die Herren zogen sich zur telefonischen Beratung mit der Zentrale zurück.

Grünes Licht

Mein damaliger Antrag auf eine Versammlung von 2020 ging per Copy&Paste in den Antrag für 2021 über und wurde direkt an die Versammlungsbehörde überstellt. Wie man in Berlin nach 5 fahrenden Versammlungen in der Vergangenheit nun plötzlich feststellt „Huch! Das darf so nicht sein“ entzieht sich meiner Vorstellungskraft und geht auch in die falsche Richtung im Zeichen der Verkehrswende. Nach einem etwas längeren Telefonat wurde dann doch die Fahrt gewährt und wir starteten unsere Route quer durch Berlin.

Für viele der Teilnehmer war es das erste Mal und einige waren sicherlich etwas überrascht über die große Aufmerksamkeit, die vom Gehweg aus auf sie einwirkte. Da wurde von Seiten der Bevölkerung die Kolonne beklatscht, gefilmt und fotografiert. ABER Berlin wäre nicht Berlin wenn nicht genauso viel Hupkonzert, „harte Worte“ oder andere Missbilligungen gegen uns laut geworden wären. So kommentierte ein durch unseren Aufzug hindurchfahrender Fahrradfahrer auf seine Frage nach dem Grund der Versammlung den Hinweis der Teilnehmer „Wir demonstrieren für die Legalisierung dieser Fahrzeuge“ mit der Antwort „Man ihr seid so bescheuert, fahrt doch einfach!“. Nun gut, das haben viele von uns jahrelang probiert, einfach mal auf der Straße fahren. Leider hat sich die Sicht der Dinge nun auch bei der Polizei geändert und man geht verstärkt gegen die Nutzung von eKF ohne Lenkstange mit teilweise sehr harten Strafen im Straßenverkehr vor.

20km, nie im Leben kleiner Peter

Auf der langen Route quer durch die Berliner City hatten alle Fahrzeuge mit den unterschiedlichsten Bedingungen der Straße zu kämpfen. Ob Schlagloch, tiefe Wellen oder Straßenbahnschienen – alles wurde gekonnt umfahren oder sogar überfahren. Somit konnten alle Teilnehmer den praktischen Beweis antreten, dass es nicht der schlechte Berliner Straßenzustand ist, der einer Regulierung im Weg stehen würde. Auch der an diesem Tag angekündigte Regen verschonte uns über die gesamte Dauer der Fahrt und alle Teilnehmer blieben trocken.

Falls es aber doch bei einem der Teilnehmer zu Problemen kam, war am Ende des Feldes Tobias mit seinem “Besenwagen” zur Stelle und nahm jeden neuen Fahrgast gerne zur Weiterfahrt auf. Zu meiner Begeisterung gab es sogar einige “Zaungäste” die sich spontan der Veranstaltung per Fahrrad, Leihscooter oder Skateboard anschloßen und gemeinsam mit uns weiter durch Berlin fuhren. Kurz vor dem Ende erwischte es meinen Akku leider doch und der Ladezustand sprang spontan von 30% auf NULL. Die lange Einlagerung innerhalb der Coronapause zollte ihren Tribut. Aber auch diese Hürde wurde direkt gemeistert, denn mein lieber Freund Nelson schleppte mich per Videostange bis ins Ziel.

Lars, das wars!

Zu Fuß ging es danach weiter auf das anliegende Tempelhofer Feld und alle Teilnehmer fanden sich im naheliegenden “Luftgarten” ein. Auch das gehört zu einem Free Hands Ride dazu – der Austausch innerhalb der Community über ihre Eindrücke auf der 2 Stunden andauernden Fahrt oder auch die neusten technischen Entwicklungen im Bereich ihrer Fahrzeuge. Bei Pommes mit Currywurst oder einer Brause wurde bis in die Nacht noch gefeiert und der nächste Free Hands Ride 2022 geplant.

Das war der Free Hands Ride 2021! Danke an ALLE Supporter*innen der gestrigen Demo. Nur durch EUCH alle wurde der Ride zu dem was er war: Ein Erfolg, Motivation um weiter zu machen und final eine Regulierung aller Fahrzeuge für den deutschen Straßenverkehr zu erreichen! Teilt eure Videos und Fotos und macht Werbung für den nächsten Free Hands Ride 2022. Kopf hoch und immer dran bleiben! Vielen Dank an EUCH ALLE …. und natürlich auch an Jürgen für die vielen tollen Bilder!

Thank you for nothing, Herr Scheuer!

Die letzte Ankündigung für die damalige Ausnahmeforderung für Fahrzeuge ohne Lenkstange von Andreas Scheuer liegt nun bereits 2,5 Jahre zurück und seit dem ist nichts passiert. Wäre es dazu gekommen, wäre die auf 2 Jahre angesetzte “Probeverodnung” nun um und wir hätten Zahlen, Daten und Fakten. Leider hat man diesen Mut seitens des BMVI nicht gehabt und steht weiterhin auf der Bremse. Meine Empfehlung für den 26.09. -> Geht wählen und dann hoffen wir auf neue frische Impulse innerhalb des Verkehrsministeriums.

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3 Kommentare

  1. Andrea

    Sehr schön und treffend kommentiert.
    Danke 👍😉

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  2. Pitt

    Super Aktion! Hoffe die Presse bringt weiterführende Infos!
    Vielen Dank an alle sie mitmachen konnten@

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  3. Michel

    Super Arbeit!
    Beeindruckend, dass die anfängliche Intervention der Polizei noch abgewendet werden konnte!

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