Mit Helm – aber sicher!

von | 26.08.2020 | Sicherheit | 5 Kommentare

Keine Sorge, dies wird kein “erhobener Zeigefinger”-Artikel, mit dem ich jedem Leser eindringlich ins Gewissen reden möchte, der keinen Helm trägt! Die Helmdiskussion existiert sicherlich schon solange wie es Fahrzeuge gibt, aber die meisten setzen wenn sie nicht müssen keinen Helm auf.

Ausflüchte

Die mir wohl bekanntesten Ausreden sind immer: “Ich fahre nicht schnell”, “Meine Friseur ist danach kaputt” oder der Klassiker “Ich habe einfach kein Helmgesicht”. Wurde unsere Gesellschaft über die Jahrzehnte einfach viel zu “wehleidig”, denn früher sind wir doch auch immer “ohne” gefahren?

Ich gebe zu, meine ersten Fahrten auf einem Elektro-Skateboard waren im Sitzen und mir war auch nicht nach Helm! Später, als ich wusste wie es geht, kam das Upgrade in Form einer Schirmmütze und ich fühlte mich (naiv) perfekt! Verbandsarbeit, viele Diskussionen innerhalb der Community und zum Glück kein Unfall haben mich zum Umdenken gebracht.

Nun gehört für mich das Tragen eines Helms genauso dazu wie das Laden des Akkus oder das Tragen von Handschuhen und Protektoren beim Fahren mit einem Elektrokleinstfahrzeug.

Hr. Zemke mit Helm!

Warum also nun dieser Aktikel? Zum einen halte ich es für wichtig, wenn ein Verband danach strebt “legal und versichert” am Straßenverkehr teilnehmen zu wollen, ein Vorbild zu sein und Lösungen aufzuzeigen. Auch empfinde ich das Tragen eines Helms nicht als Eingriff in mein persönliches Wohlbefinden, sondern mehr als Lösung mein körperliches Wohl durch einfache Mittel zu schützen.

Schon 1976 warb der DVR mit einer Kampagne für die “Anschnallpflicht” und ich weiß noch genau, wie mein Vater dies damals auch ewig verweigert hat. Fast 25 Jahre später setzt sich jeder in sein Auto, schnallt sich an und braust los!

Kampagne des Deutsche Verkehrssicherheitsrat von 1976
Sicherheitspartner

Das Tragen eines Helms gehört zu jeder unserer Veranstaltungen wie z.B. Demo, Mobilitätstage oder der demnächst geplante FreeHandsRide am 12.09.2020 dazu. Deshalb freue ich mich umso mehr über die entstandene Partnerschaft mit der Firma Melon, die uns ab jetzt als offizieller Sicherheitspartner unterstützen wird.

“Bereits bei Demo#2 kam die spontane Aktion von Melon bei der Community sehr gut an, als an jeden Teilnehmer “ohne Helm“ einmalig ein Gratisprodukt verteilt wurde, um für mehr Sicherheit während der Fahrt zu sorgen. Bei zukünftigen Veranstaltungen unterstützt MELON die Community als offizieller Safetypartner! Dort werden dann für „unbehelmte” Teilnehmer Leih-Helme zur Verfügung gestellt, die nur zu diesem Anlass temporär ausgeliehen, getragen und anschließend wieder abgegeben werden müssen. Ein Kauf für den privaten Einsatz wird aber auch möglich sein“.

Demo#2 am 28.04.2019
Projekt des UKB

Was mich aber viel mehr zum nachdenken angeregt hat, waren Antworten auf Fragen wie z.B. was passiert eigentlich bei einem “Schlag gegen den Kopf”? Wie reagiert mein Körper darauf? Wie schnell kann es zu Problemen oder Einschränkungen kommen?

Im Rahmen des Forums Verkehrssicherheit des Landes Brandenburg beeindruckte mich der Vortrag des Neurologen Dr. Ingo Schmehl nachhaltig. Gerne habe ich deshalb auch die Anfrage zur Unterstützung des Projekts “Mit Helm-aber sicher!“ der Kinderneurologie-Hilfe Berlin/Brandenburg am Unfallkrankenhaus Berlin angenommen und freue mich nun auch sehr, dieses persönlich zu unterstützen!

Bei all der Aufklärung und dem Wissen, das wir über Unfallfolgen haben, finde ich es sehr bemerkenswert, dass zu allererst die Kinder (völlig richtig!) von ihren Eltern und im Verkehrsunterricht wie selbstverständlich mit einem Helm ausgestattet werden. Aber leider danach mit zunehmendem Alter die Bereitschaft einen Helm zu tragen immer mehr nachlässt.

Keine Helmpflicht

NEIN, ich plädiere nicht für eine Helmpflicht sondern nur an den gesunden Menschenverstand. Allein die Altersverteilung bei PEDELEC-Unfällen 2019 in Brandenburg belegt leider, dass gerade “Oma & Opa” der Helmkids in die meisten Unfälle ohne Helm verwickelt sind.

Noch einmal betont: Nein, es muss keine Helmpflicht eingeführt werden, denn nur wenn jeder Verkehrsteilnehmer etwas freiwillig und aus Überzeugung tut, kann es klappen. Hier sind Nutzer aus dem Bereich Mikromobilität bereits viel weiter als ihre Partner im Fahrradbereich. Denn meine Beobachtung ist, dass bei Treffen der Community ein Nutzer ohne Helm eher zur grosse Ausnahme gehört.

Neue Entwicklungen

Gerade im Bereich der Helmtechnik wurde viel getan und es gibt für jeden Anwendungsbereich, Kopf und auch “Frisur” die richtige Form mit Visier, Blinker, Reflektoren oder sogar Bremslicht.

Kleiner Tip: Beim nächsten virtuellen Kaufhausbesuch einfach mal nach Helmen schauen und unverbindlich informieren! Es lohnt sich immer.

Fahrt sicher und kommt gesund an!

5 Kommentare

  1. Flying Snoopy

    Naja, Okay! Oder auch nicht…..
    Früher (zu Omas & Opas Zeiten) fuhr man mit dem Rad wirklich nicht schneller als 10-20Km/h!
    Da gab es auch nicht die Vielzahl an Hightech-Fahrradtypen, die nun eigentlich alle leicht über 20Km/h bewegt werden können und was man auch meistens macht!
    Als ich mein Mofa Führerschein gemacht habe, galt hier schon eine Helmpflicht und das Ding darf nur 25KM/h fahren (Okay, meins für 35KM/h). Aber es macht doch wirklich Sinn „gesunder Menschenverstand“, wenn ein Helmpflicht zum Bewegen für Fahrzeuge (Bitte nicht falsch verstehen, Ich meine keine PKWs, usw.) kommen würde die man über 20KM/h bewegen kann und die am Straßenverkehr teilnehmen.
    Es wird ja in einer Vielzahl von Studien gezeigt, dass Verletzung bei Unfällen mit Helm glimpflicher ausgehen als ohne Helm.
    Darf ich auch daran erinnern (aus Erzählungen meiner Eltern), dass bei der Anschnallpflicht in PKWs/LKWs auch zunächst eine Empörung da war und Sie nun selbstverständlich sind. Für mich ist die Anschnallpflicht selbstverständlich und wird auch nicht in Frage gestellt, wie gesagt „gesunder Menschenverstand“.
    Das ist halt wieder so ein Generationen-Ding, ich (39 J.) mag die Kopfschüsseln auch nicht so. Bin halt ohne aufgewachsen, aber ich trage einen (wegen dem Junior). Für meine Nachwuchs (5 J.) ist dies überhaupt keine Frage und bereits selbstverständlich.
    Zum Abschluss sei eins gesagt, zur Legalisierung meines E-Kleinstfahrzeug würde ich nicht nur ein Helm tragen, sondern auch bereit sein Knie- und Ellenbogenschoner zu tragen. 😉

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  2. Kiril

    Sorry aber die Leute, die sich dagegen wehren einen Helm zu tragen, sind intellektuell auf der gleichen Stufe wie Menschen, die sich zu Corona Zeiten weigern eine Maske zu tragen. Die Argumentation man fahre ja langsam und vorsichtig ist genauso kurzsichtig wie die analoge Aussage man gehöre ja nicht zur Risikogruppe bei Covid-19. In beiden Fällen werden immer die Mitbürger komplett vergessen.

    Du fährst max. 20 km/h? Schade nur wenn dich ein Auto übersieht und du mit dem Kopf durch die Seitenscheibe krachst! Der Autofahrer muss dann für den Rest seines Lebens damit leben, wegen einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit einen Menschen auf dem Gewissen zu haben, der mit Helm problemlos überlebt hätte.
    Du gehörst nicht zur Risikogruppe? Die Masken sollen deine Mitmenschen vor dir schützen! Viele Grüße an die Hinterbliebenen der Großmutter, die wegen dir das Virus bekommen hat und an Lungenembolie gestorben ist!

    Dass es für’s Fahrrad fahren noch keine Helmpflicht gibt zeigt, in was für einem rückständigen Land wir uns befinden, wo jede Entscheidung bis zur Selbstvernichtung debattiert, überarbeitet, erneut vorgelegt und schließlich vergessen wird.

    Jeder der auf der Straße fährt sollte Schutzausrüstung tragen, Ende der Diskussion. Auch wenn der Gesetzgeber es nicht vorschreibt, sollte man es wie bei der wichtigsten Motorrad Regel (ja leider kein Gesetz) handhaben: ATGATT – All the gear, all the time!

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  3. Jsn

    Hallo Kirill,

    Deiner Anmerkung ist nichts hinzuzufügen! Auch im Bezug auf Covid-19.

    Man bedenke, dass viele Leute, die an Covid-19 erkrankt sind, noch eine sehr lange Zeit benötigen, um wieder zu ihren alten Kräften zurückzukommen. Davon sind auch jüngere betroffen.

    Man stelle sich nur vor, z. B. ein halbes Jahr nicht richtig seinen Beruf ausüben zu können.

    Daher täte es uns Electric Empire Mitgliedern gut, als positives Beispiel voranzugehen und nach Möglichkeit immer seinen Elektro-Tretroller mit Helm zu fahren. Das gilt auch für die Fahrt mit einem Leihroller, wenn man von vornherein beabsichtigt, einen zu fahren.
    Dito die Maske, wenn es angesagt ist.

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  4. Vellberger

    Das unterschreibe ich so in exakt diesem Wortlaut!

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  5. Dietmar

    Eigentlich muss man mal wieder die Frage stellen, worum es hier eigentlich geht.
    Meiner Ansicht nach nicht darum, über eine Helmpflicht zu diskutieren, sondern um das Ziel einer Legalisierung von Elektrokleinstfahrzeugen ohne Lenkstange im öffentlichen Raum und insbesondere einem erlangbaren Haftpflichtversicherungsschutz, damit man bei einem eventuellen unglücklich entstandendem Personenschaden eines anderen Menschen nicht für den Rest seines Lebens ruiniert ist.

    Da sehe ich es genau so wie Vellberger, positives Beispiel aller, die sich dafür einsetzen und /oder bereits ein solches Fahrzeug auf geeigneten Teritorien und zu bestimmten Gelegenheiten ( z.B. Free-Hands-Ride) fahren. So verstehe ich mal den Anstoß mit diesem Artikel von Lars Zemke.
    Ansonsten werden ohnehin einige Auflagen kommen, wenn es um die Zulassung solcher Fahrzeuge geht.
    Da sollte eine Helmpflicht eine sehr leicht akzeptierbare Auflage sein, um die man nicht ringen oder darüber diskutieren müsste.
    Eine Zulassung wäre für mich als Onewheel- Fahrer, der schon ein paar Tausend Kilometer mit einem mulmigen Gefühl auf abgelegenen Feld- und Radwegen gefahren ist, wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.
    Dafür würde ich auch akzeptieren, wenn es auf eine Crosshelm pflicht mit Kinnschutz oder weiteren Teilen, wie Knieschützer herauslaufen würde. Warum nicht sogar eine Art Befähigungsschein, wo man wie so eine Art Test machen und nachweisen muss, dass man das Gerät beherrscht (bremsen, ausweichen etc.) Aber all solche Dinge sollen diejenigen fordern, die am Zuge sind sich damit ernsthaft zu befassen und darüber letztlich zu entscheiden haben. Schön, wenn man darauf vorbereitet und sich darüber einig wäre, und solche Auflagen dann mit Leichtigkeit und einem Schmunzeln akzeptieren könnte.
    Irgendwelche Selbstverpflichtungen im Vorfeld, oder gar eine Diskussion darüber, welche Schwierigkeiten oder Gefahren die Nutzung solcher Geräte , wie jedes Fahrrad oder Motorrad übrigens ja auch, verbirgt , das sehe ich nicht als Aufgabe unserer Interessengemeinschaft, dies zu thematisieren.

    Für mich persönlich ist es keine Frage, fahre mit allem was ein oder zwei Räder hat immer nur mit Helm und fühle mich dadurch nicht in meiner Freiheit eingeschränkt, wohl aber dadurch, als Onewheelfahrer in Deutschland als Straftäter dazustehen.

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