Elektrokleinstfahrzeuge im Tunnel

von | 01.03.2024 | Allgemein, BMVI, News | 5 Kommentare

Leider beobachten wir gerade eine verstärkte Tendenz von Elektrokleinstfahrzeug-Verboten im öffentlichen Nahverkehr von verschiedenen lokalen ÖPNV-Anbietern. Grundlage für diese Entscheidung ist die Studie der “STUVAtec – Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen mbH” aus Köln.

Dieser Bericht wurde im Auftrag der Hamburger Hochbahn in 2023 erstellt. Die Hochbahn hat bereits seit 6 Monaten ein Verbot zur Beförderung von eKF ausgesprochen und explizit PEDELECs, E-Bikes und elektrische Krankenrollstühle aber davon ausgenommen.

Anlass für diesen Bericht waren vor wenigen Jahren Beobachtungen von Brandvorfällen von e-Scootern mit Rauchentwicklung in Barcelona und London.

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Umfrageergebnis Bericht STUVAtec

Hintergrund:

Aktuell sind ca. 900T Elektrokleinstfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs. Davon fallen nur ein Viertel auf den Bereich Sharing und der Rest befindet sich in Privatbesitz. Gerade private e-Scooter wurden bisher von der Öffentlichkeit, Medien und Politik kaum wahrgenommen, weil sie fast nie auf dem Gehweg abgestellt werden. Die Möglichkeit private e-Scooter als „Handgepäck“ in Bus und Bahn mitzunehmen und somit intermodal sein Ziel zu erreichen, erhöht die Attraktivität enorm und entwickelt sich immer mehr zu einem günstigen (Teil-)Autoersatz. Gerade der Bericht der STUVAtec und die daraus abgeleitete Entscheidung eines Verbots incl. Berichterstattung darüber verhindern nun weitgehendst den intermodalen Einsatz von eKF im ÖPNV. Dies hemmt zukünftig entscheidend die Nutzung und Akzeptanz bei Nutzern sich für diese neue innovative Art von Fahrzeugen zu entscheiden.

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Vorbemerkung und Aufgabenstellung Bericht STUVAtec

Die STUVAtec stellt damit ein offizielles Verfahren welches vom KBA überwacht und vom TÜV Rheinland durchgeführt wird in Frage und stuft eine vermeintlich sicherere CE-Prüfung von PEDELECs als höherwertiger ein. Gerade e-Scooter-Modelle mit eKFV-Zulassung aus Deutschland zählen zu den sichersten der Welt und unterscheiden sich stark von in Deutschland verkauften Pedelecs ohne diese Art von Sicherheitsprüfung bzw. ABE.

Eine allgemeine Betriebserlaubnis, die eine bestandene zweitägige Sicherheitsprüfung durch das Kraftfahrt Bundesamt bzw. von beauftragten Einrichtungen z.B. TÜV voraussetzt ist die nötige Grundlage für die Versicherung eines eKF.

Zusammenfassend sei gesagt, für Pedelecs gibt es klarer definierte Normen (Maschinenrichtlinie, DIN EN ISO 4210, DIN EN 15194 etc.), doch eine intensive Batterie-Sicherheitsprüfung ist nur bei e-Scootern in Deutschland wirklich gewährleistet. Technisch und vom Energieinhalt sind Pedelec- und e-Scooter-Batterien identisch. Eckpfeiler der Sicherheit sind Qualität und Batteriemanagement.

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Zusammenfassende Empfehlungen Bericht STUVAtec

Diese sich zunehmend zuspitzende Situation erfordert nun eine klare Entscheidung vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr -> Entweder prüfen wir zukünftig ALLE Fahrzeuge mit einer Batterie also auch PEDELECs oder dieses “sinnfreie” Verbot von einzelen Fahrzeugen im ÖPNV muss wieder aufgehoben werden! Statt vernünftigem Risikomanagement bremsen Verbote jegliche Dynamik aus, bevor überhaupt eine relevante Gefährlichkeit nachgewiesen oder eingetreten ist.

Update 04.03.2024 -> Bitte noch folgende Links zum Thema beachten Petition Martin König und Linked Beitrag von Florian Walberg

5 Kommentare

  1. Timo

    Danke für die tolle Zusammenfassung. Wird es bald eine Stellungsname von TüV / Dekra zu der Stuva-Studie und der VDV-Empfehlung geben, ist das bekannt?

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    • Lars Zemke

      Hi Marek, danke für die Info. Mit Verleihern hat der VDV sicherlich kein Problem, denn kein Kunde nimmt das eKF mit in Bus/Bahn. Das wollen eben nur die privaten Nuzter, welche sich intermodal bewegen wollen.

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      • Glenn

        Es geht darum, dass die Verleiher von einem Verbot profitieren, weil dessen Scooter am Zielbahnhof bereitstehen

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  2. Axel

    Das war auch anders gemeint: die Leihscooter-Unternehmen sehen uns, die privaten E-Scooter-Besitzer, als Konkurrenten im Wettstreit um “die letzte Meile”. Und der VDV macht nichts anderes als die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten.

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